Marl. So ähnlich muss es beim Kapitänsdinner auf dem Traumschiff sein. Runde Zehnertische, gestärkte Tischdecken, das Besteck für ein Gourmetbuffet von außen nach innen drapiert. In eleganter Abendgarderobe, mancher Herr im Smoking mit Fliege, die Dame gerne mal im Paillettenkleid, strömten rund 350 gut gelaunte Gäste zum Frühlingsfest in die Vesthalle.

Der Wirtschaftsclub Marl hat sich der Organisation des Traditionsballs verschrieben, seit sich die Stadtgartengesellschaft „vor etwa fünf Jahren aufgelöst hat“, erinnerte sich die Vorsitzende Dr. Gudrun Bülow. Gemeinsam mit der Agentur Joker Fabrik wurde das Frühlingsfest diesmal organisiert: „Die Besucher freuen sich auf eine durchtanzte Nacht“, so Julia Heiden, neben Peter Gantenberg verantwortlicher Kopf der Agentur.
In der Tat füllte sich die Tanzfläche rasch. Die gute Tanzband Show Company eröffnete den Tanzblock mit einem langsamen Walzer, gefolgt von Oldies, die zum Foxtrott einluden. Auch die zwischenzeitlichen Moderationen des Bandleaders, mal witzig, mal animierend, kamen gut an: „Jetzt bitte die Arme in die Höhe. Wir wollen die Jugend noch mal zurückholen.“
Gäste unterhalb der 40 dürften auch kaum zu finden gewesen sein. Nach Sektempfang und einer Auswahl an gefühlten 20 Speisen bedurften die Gäste kaum mehr der Motivation. Selbst zwischen den Tischreihen hindurch tanzten die Paare vergnügt zu den Titeln der fünfköpfigen Show Company: „A night like this“ von Caro Emerald passte da fast programmatisch.
Auf vier großen Videoleinwänden konnten sich die Besucher dann in einem Film ansehen, was bei der Tombola zu gewinnen war: Der „Ruhrpotttag“ im Sommer besteht aus Besuchen an ehemaligen Bergwerkstandorten, die den Strukturwandel symbolisieren – etwa dem Bergbaumuseum Oer-Erkenschwick oder der Zeche Ewald in Herten, wo das Gelände mit einem Segway erkundet wird. Weitere „Highlights“, so Julia von der Heiden: ein Helikopterrundflug ab Flugplatz Loemühle und ein Konzertbesuch des Rockorchesters Ruhrgebeat“.
Zu den Verkäufern der heiß begehrten Lose zählte u. a. Marls Ex-Bürgermeisterin Uta Heinrich. Und bei aller Tanzfreude war sicher noch Gelegenheit zum Austausch. „Wir als Wirtschaftsclub möchten natürlich, dass Marler Unternehmen sich besser vernetzen“, so die Vorsitzende Dr. Gudrun Bülow. Trotzdem sei die Veranstaltung „ein Frühlingsfest für alle Bürger“.
– DerWesten, 11.03.2012, Jörg Koleska