Ukraine-Krieg steht im Zentrum des Marler Wirtschaftsempfangs

Marl. Wie kommt man als Unternehmer durch diese schweren Zeiten? Was bedeutet der Ukraine-Krieg für ganz normale Leute? Der Wirtschaftsempfang zeigt Wege auf. Im Zentrum steht die Flüchtlingshilfe.

Von Thomas Brysch

Endlich wieder zusammen nach zwei Jahren Corona-Zwangspause: Bei dem vom Wirtschaftsclub Marl ausgerichteten Marler Wirtschaftsempfang fanden jetzt 190 Gäste aus Marler Unternehmen, aus Politik und Gesellschaft zueinander, um ihr starkes Netzwerk für die Förderung der Wirtschaft unserer Stadt und die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen zu erneuern.

Über allem schwebte die bedrückende Realität des Ukraine-Kriegs. Uta Heinrich, 1. Vorsitzende des Wirtschaftsclubs, brachte in ihrer Begrüßungsrede in der festlich dekorierten La Victoria Eventhalle die Sorgen der Marler Unternehmen zum Ausdruck: die explodierenden Energiepreise, die bedrohte Versorgung vor allem mit Gas, die Unterbrechung der globalen Lieferketten, die Kostensteigerungen. Noch wichtiger war ihr aber etwas ganz anderes: „Wir wollen diesen Abend den ukrainischen Flüchtlingen widmen!“

Und so bekamen Susanne Bee (Werbegemeinschaft Hüls) und die Marler Musikpädagogin Dr. Jana Emmrich Gelegenheit, ihren Verein „Vest ohne Grenzen“ vorzustellen, der direkt und unbürokratisch bei uns angekommenen ukrainischen Flüchtlingskindern helfen will, und zwar von der Hausaufgabenhilfe über Musikunterricht und Sportteilnahme bis zu Ausflügen. Auch ein Sommercamp für Flüchtlingskinder unter der Schirmherrschaft des Wirtschaftsclubs soll es geben. Entsprechend hoch war die spontane Spendenbereitschaft der Gäste für den Verein.

Ein Höhepunkt des Wirtschaftsempfangs war der Vortrag „Kapitalmärkte in bewegten Zeiten – Risiko und Chance zugleich“ von Gerald Flanz, Head of Regional Sales Deutsche Bank und Postbank. Der Top-Manager aus dem Bereich Vermögensverwaltung nahm eine ebenso umfassende wie pointierte Analyse der globalen Märkte und Kapitalströme vor. Dabei ging es um Themen, die jeden berühren – die Inflation zum Beispiel: „Geht der Krieg weiter, werden wir in den nächsten Monaten vielleicht sogar zweistellige Inflationsraten erleben“, sagt Flanz voraus. Kehrt endlich Frieden ein, sollte die Geldentwertung aber wieder zu einem normalen Niveau zurückkehren.

Auch die schon eingeleitete Zinswende wird sich fortsetzen. Die Zeiten von Strafzinsen für große Sparguthaben neigen sich dem Ende zu. Kleinsparer können bald wieder mit einer Verzinsung rechnen, glaubt Flanz angesichts des Zugzwangs, unter dem die großen Notenbanken stehen. Aufwärts geht es allerdings auch wieder mit den Bauzinsen, die auf die drei Prozent zumarschieren. Das ist keine leichte Situation für junge Familien, die von den eigenen vier Wänden träumen, aber mit einem leergefegten Markt und erschreckend hohen Kaufpreisen für Immobilien konfrontiert werden.
Durchhaltevermögen gefragt

Kein Gewinn ohne Risiko. Auch am Aktienmarkt sind Kleinanleger verunsichert. Durch den Ukraine-Krieg hat der Börsenindex DAX den Rückwärtsgang eingelegt. Was tun? Aussteigen? Mitnichten! Vermögensverwalter Gerald Flanz empfiehlt Durchhaltevermögen: „Der DAX hat sich in den den letzten zehn Jahren verdoppelt, der US-Index Dow Jones wirft auf 20 Jahre gerechnet jährlich sieben Prozent ab“, konstatiert Flanz und rät Anlegern, bei ihren Investments Firmen zu bevorzugen, die bei den Themen Klimaschutz, Digitalisierung, Infrastruktur und Nachhaltigkeit punkten können.

Schwere Kost insgesamt, doch es gab auch leichte, wunderbare Unterhaltung, mit Dr. Jana Emmrich (Klavier) und Bernd Westhoff (Trompete), dem ukrainischen Vokalensemble Nadiya und natürlich mit kulinarischen Spezialitäten der Wirtschaftsclub-Caterer Café Tudyka, Mamma Zeolla, Hotel Loemühle, Haus Büning und Lipper Hof.

Der Verein „Vest ohne Grenzen e. V.“ um seine 1. Vorsitzende Dr. Jana Emmrich bittet um Spenden für die Flüchtlingshilfe: Sparkasse Vest Recklinghausen, IBAN: DE16 4265 0150 1000 886893

Quelle: Marler Zeitung, 19.05.2022

Foto links: Herr Flanz

Foto rechts: Uta Heinrich, Vorsitzende des Wirtschaftsclubs Marl, stellt beim Marler Wirtschaftsempfang in der La Victoria Eventhalle die Hilfe für ukrainische Flüchtlingskinder in den Mittelpunkt.

Nach oben scrollen